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WERKBESCHREIBUNG / ABOUT THE WORK

Christl Mudrak stellt mit ihren raumgreifenden Installationen und Objekten sinnliche Wahrnehmungskapazitäten auf die Probe, die ankommenden Reize fürs Auge überschreiten das übliche Maß. Die Beschäftigung mit der Frage, wie gesamtkörperliche Ausnahmezustände ausgelöst durch visuelle Reize hervorgerufen werden können und welche emotionale Wirkung dadurch erzielt wird, ist ein wesentlicher Antrieb ihrer Arbeit.
Dabei sprengt sie mit ihren malerischen Monumental-Kompositionen den herkömmlichen Rahmen und denkt den Raum als agierenden Kommunikationspartner.



Drone, LAB 3, Projectspace Goldssmith College, London, © 2007



Zone, VERTGO, FIELD, Berlin, © 2008

Diese Tendenz zeichnet sich in ihren letzen Rauminstallationen ab. Die Künstlerin verkleidet den gesamten Raum und erschafft ein amorphes Gebilde aus Papierflächen, auf denen mit Pinsel und Tusche gemalte Spiralen den Blick des Betrachters verwirren und anziehen. Der Raum als klar zu erkennende Form, welche Orientierung gewährt, verschwindet. Im Moment des Betretens wird der Betrachter von der ihn umgebenden Masse aufgesogen, die keine greifbare Materie und somit keine Orientierung mehr liefert, sondern vielmehr den Betrachter in Schwindel versetzt. Über die visuelle Wahrnehmung wird eine körperliche Reaktion ausgelöst, die sich unweigerlich auf den Gefühlszustand des Betrachters auswirkt und auf physikalischen und medizinischen Gesetzen beruht

Die Fähigkeit, Gefühle zu empfinden und diesen einen körperlichen Ausdruck zu verleihen, räumt Christl Mudrak jedoch nicht nur den Menschen, sondern auch ihren Leinwänden ein. Sie zerknüllt diese zu dreidimensionalen Körpern und bemalt sie, wobei die Fließbewegung der Farbe erkennen lässt, wie die Objekte beim Malprozess im Raum positioniert waren und wie sie sich letztendlich zum Raum verhalten. Je nach emotionaler Verfassung verändert sich deren Verortung im Raum, ob melancholisch am Boden kauernd, beflügelt in der oberen Zimmerecke schwebend oder abenteuerlustig im Kofferraum eines Kleinwagens durch die Stadt fahrend.














go by car through Berlin
,

crumpled canvas in the boot with rope, © 2005


In ihrer Arbeit „For Higher Power“, die sie als Teil einer Gruppenausstellung in einem eigenen Raum bei FIELD realisierte, verfolgt sie weiter ihre Passion der Gestaltung ganzer Räume. Statt der Spirale nutzt sie nun die Leuchtkraft monotoner Farbflächen, um außergewöhnliche körperliche Zustände zu evozieren. Anders als bei Mark Rothko wirkt die Farbe bei ihr nicht raumgreifend aus der Fläche heraus, sondern als Körper, der anziehend und abstoßend zugleich, begehbar, unwiderstehlich und doch schwer genießbar den Betrachter in seiner kraftvollen Ausstrahlung auf die Probe stellt. Der komplett in fluoreszierendem Neonpink ausgemalte Raum lässt von außen wie von innen betrachtet eine Fülle von Assoziationen zu; ein überdimensioniertes Barbiehaus, eine Reise ins Körperinnere, eine umschlingende Grotte. Eine Zuschreibung gibt es dabei nur im Blick des Betrachters, im Gefühl, das ausgelöst wird und im Dialog, der herausgefordert wird.

















For Higher Power,
FIELD, Berlin, © 2007


--------------------English version-------------------------

With her space-encompassing installations and objects, Christl Mudrak puts capacities of perception on trial; incoming stimuli exceed the usual messures. The question of how whole-bodily responses can be evoked by visual stimuli and how the emotional state of the beholder can be affected is the main interest of her work. Her monumental compositions go beyond the scope of regular painting and rethink the room as a correnspondence partner.

This tendency becomes apparent in her most recent room installations. The artist wraps the entire space in paper, creating an amorphous structure, on which spirals applied with a paint brush and black paint confuse and attract the viewer’s gaze. The room loses its comprehensible form, that otherwise provides orientation. Upon entering, the beholder merges with the surrounding space, that does not constitute tangible matter and thus offers no more orientation, but rather elicits a feeling of dizziness in the beholder. Mediated by visual perception, a bodily response is brought about which inevitably influences the viewer’s emotional state, and is based on physical laws and physiological mechanisms.

To Christl Mudrak, the ability to perceive emotions and give them a physical expression is not reduced to human beings, but also applies to her canvases. She crumples them, creating three-dimensional shapes, which she subsequently paints, whereby the flowing movement of the paint reveals which way the objects were positioned during the process of painting and affects the way they finally behave in space. Depending on their emotional state, the canvases change their position in space, once cowering on the ground melancholically, then hovering gayily in the upper corner of a room, or driving through the city adventurously in the boot of a car.

In her work “For Higher Power”, created as a part of a goup exhibition in a separate room at FIELD, she persues her passion for occupying entire rooms. Here, instead of the spiral, she uses the luminance of monocrome colour planes to evoke extraordinary bodily states. In contrast to Marc Rothko, colour in her painting does not act from the plane into three dimensional space, but rather as a body itself, which simultaneously attracts and deterrs, is accessible and irresitable, yet barely possible to enjoy, putting the beholder on a trial with its powerful radiance. The room, completely immersed in fluorescent neon pink colour, allows a plenitude of associations, wether it is viewed from the outside or from within; an over-dimensional Barbie house, a journey to the interior of the body, an embracing cave. The beholder can only judge for him/herself which association he/she seems most fitting depending on the feelings that are evoked and the dialogue achieved.